2
Mai

2.5.2002

Kruse beendete seinen Zivildienst, er verschwand wieder aus meinem Gesichtskreis, aber nicht für immer, aber nicht aus der Stadt, was ich aber so dezidiert nicht behaupten möchte, denn ich weiß ja nicht, ob er in jener Zeit Biberach doch gelegentlich verließ. Manchmal, im Abstand von Jahren, standen wir danach, aufgrund der Kontingenz, die seine verschlängelte Lebenslinie an gewissen Punkten über meine legte und umgekehrt, in Kneipen und wechselten ein paar Worte, oder auch nicht, wenn jeder von uns mit anderen Leuten im Gespräch herumstand oder -saß, oder dann sah ich ihn, ohne daß es mir etwas bedeutet hätte, denn so gut kannten wir uns nie, irgendwo, sogar in kürzeren Zeitabständen, bedachtsamen Schrittes über eine Straße gehen. Er verkehrte in einer Szene, die nicht die meine war, in der nichterlaubte Substanzen ihre Auswirkungen über die Persönlichkeiten der User stülpten; zum letzten Mal begegneten wir uns im Herbst 1984 im „Tweety“, einer Jugendkneipe, die in jenem Jahr aufgemacht hatte, schräg gegenüber vom „Strauß“ in der Consulentengasse, den es als Gastwirtschaft noch gab, der aber seine Funktion als Soziotop in der Vergangenheit gelassen hatte. Wir unterhielten uns. Anfang der Neunziger hörte ich, er sei in Schweden an einer Herzkrankheit gestorben.
Kruse ging, Falk Chr. Burhenne kam. Ich glaube, wir kannten uns, als er seinen Zivildienst im Krankenhaus antrat, schon aus dem „Strauß“, wo er oben im zweiten Stock unter dem Dach eine der Kammern bewohnte. In einer von ihnen hauste inzwischen auch Manfred S., im Frühjahr 1973 noch Schüler des „Hauchler-Studios GmbH & Co“, einer international bekannten Privatschule für das Druckereigewerbe; um an ihr zu einer soliden Weiterbildung zum Reprofotografen zu kommen, hatte das Arbeitsamt Kassel ihn, der fünfundzwanzig war, ins oberschwäbische Städtchen, von dem ihm nicht einmal bekannt gewesen war, wo es lag, „irgendwo in Schwaben“, geschickt. Auch Falk hatte, allerdings ein Jahr davor, im „Hauchler“, wie diese Ausbildungsstätte mit angegliedertem Internat, in dem aber nur ein Teil der Schülerschaft unterkam, weshalb zusätzlich Zimmer in der Stadt von ihr belegt wurden, in der Großen Kreisstadt allgemein genannt wird (und zu dem auch damals schon Auszubildende aus eher vermögenden Kreisen aus Afrika und Asien kamen), eine Lernzeit über sich ergehen lassen, arbeitete aber danach nicht im Beruf, für den sie gedacht gewesen war; zunächst war ja auch einmal der Zivildienst zu bedenken. Er hatte aber generell andere Interessen. Falk, etwa so groß wie ich, kam aus Bonn, sein Vater, mit dem er nicht viel zu tun hatte, saß in einer der Regierungsstellen, oder einer Institution im Umkreis von solchen, an einem Schreibtisch, seine Mutter, in deren Wohnung er sich aufhielt, wenn er auf seinem 450er-Motorrad nach Bonn fuhr, malte. Er hatte lange blonde Haare, einen blonden Vollbart und die helle Haut der Blonden, die im Gesicht ins Rosafarbene spielen konnte. Ich fand ihn sympathisch, hatte aber keine erotischen Absichten. Im Lauf der Zeit wurde ihm klar, daß dieser neue Freund schwul war, weil er, im Gegensatz zu ihm, dessen Freundin damals die Comtesse von W.-W., sie wohnte auf einer Burg südöstlich von Biberach, eine zarte Blonde mit fein geschnittenem Gesicht, war, stets ohne weibliche Begleitung erschien und auch nie klagte, er würde keine finden, und er verlor nie ein Wort darüber. Wir hockten dann häufig zusammen. F. behagte der Krankenhausjob nicht, „Fäega! Fäega!“ war ihm nicht so angenehm; er kam unregelmäßiger zum Dienst, was die Verwaltungsverantwortlichen nicht erfreute, aber er hatte immer günstige Atteste von Ärzten, die ihn wegen chronischer Nebenhöhlenbeschwerden und Migräne – die er tatsächlich hatte – krank schrieben. So kurvte ich im Juni, Juli allein mit dem Säckekarren durch die Gänge, schob ihn in den Aufzug (neben dem Karren der zwei Meter lange matt glänzende Metallbehälter mit der gewölbten Oberschale, unter der ein Toter lag), zum Ofen. Der Vorfall, der Kruse widerfahren war, hatte mir drastisch gezeigt, wie ich ihn nicht bedienen sollte, und es geschah auch nichts mehr. Hin und wieder diente F. einige Tage ab, wir lagen auch, der Sommer begann, hinter dem Gebäudetrakt im Gras und rauchten oder wir standen oben auf der großen umlaufenden Dachterrasse des „Schwesternhochhauses“, des Hochhauses, in dem die Schwestern wohnten, prinzipiell von jungen Typen in der Stadt nur „GT“ genannt, Geiler Turm, und sahen über die Häuser. Der 31. Juli 1973 war mein letzter Tag im Zivildienst. Ich war frei.
- Den ganzen Tag über hielten sich die Wolken grau, obwohl nicht ohne Lücken, durch die hin und wieder ein Sonnenstrahl fallen konnte, über Berlin; dann zogen sie fort und die Abendsonne lächelte mild von Westen her.
2.5.2002

1
Mai

1.Mai 2002

Ich hätte in meinem Leben viel mehr schreiben müssen, und daß ich es, und einige Gründe dafür werden hier in diesen Notizen erwähnte, nicht tat, ist es, was mich ärgert, was mir meine Jahre als vertan und wenig ergiebig erscheinen läßt, aber hätte ich es getan, hätte ich womöglich sogar etwas Erfolg gehabt, und wäre das so gewesen, vielleicht Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre, dann wäre ich ja, weil ich sehr wahrscheinlich damals schon Biberach verlassen hätte und nach Berlin gezogen wäre, den Menschen, die in jenen Jahren zu Freunden wurden, entweder gar nicht erst begegnet oder die Freundschaften hätten, selbst wenn sie aus der Entfernung noch aufrechterhalten worden wären, wobei sich aber immer ein träges Moment in sie einschleicht, nicht die Intensität, in jenen Stunden und Wochen, die zu meinen besten Erinnerungen an die Biberacher Zeit das ihre beitrugen, gewonnen, die sie erst in Jahren oder gar Jahrzehnten des Umgangs gewinnen; das würde ich wiederum bedauern, wiewohl ich, hätte ich Biberach den Rücken gekehrt, natürlich nicht hätte wissen können, was mir entgangen wäre. Diese Überlegung verführt einen zuweilen zu der anderen, daß man das, was man zu seinem Leben gemacht hat, in einer nicht ganz so trüben Viertelstunde doch zu akzeptieren geneigt wird; ergeht man sich nicht, das ist die Voraussetzung dafür, in träumerischen Phantasien, in denen der Fortgang des eigenen Lebens, nachdem man fort gegangen wäre, als „interessanter“, großartiger, erfolgreicher, alles in allem „schöner“ und befriedigender ausgesponnen wird; leider vergißt man in solchen tagträumerischen Extrapolationen immer die Möglichkeit, anderswo auf andere Weise, in anderen Umständen, dem Glück ebenso vergeblich hinterher zu springen.
Mein Leben jedenfalls wäre ärmer gewesen, geworden, wenn ich Klaus Leupolz nicht meinen Freund hätte nennen können. In wie vielen Abenden und Nächten saßen wir zu zweit oder im „kleinen Kreis“ – der sich von dem der Verdurins eigentlich nur dadurch unterschied, daß unser „Jour fixe“ in einem nicht-, ja unbürgerlichen Geist stattfand – zusammen, plauderten, diskutierten, lachten über Biberacher Verhältnisse und die der Welt! So ging es durch zwei Jahrzehnte, von 1979 bis 2001, aber 1999, in dem Jahr, zu dessen Beginn ich nach Berlin übersiedelte, war er schon so krank, daß er mich zwar noch wahrnahm, wenn ich ihn, als er schon in den Pflegeheimen lebte, besuchte (ich kam auch aus anderen Gründen nach Biberach), aber sich mit mir nicht mehr unterhalten konnte. Wie schrecklich alles geworden war! Er hatte Krebs, Glioblastom, drei Operationen hinter sich, saß im Rollstuhl, und... Aber ich will mich an schönere Tage entsinnen...
Eines Tages Anfang der Neunziger zeigte ich ihm ein Foto, das mir, warum auch immer, ein Zufall beim Kramen in meinen Sachen in die Hände hatte fallen lassen, das ich Klaus, vielleicht hatten wir aber auch von den alten Zeiten der Siebziger geredet und ich hatte dieses Foto ganz absichtlich gesucht, mit einem Schmunzeln überreichte. Wir saßen in seiner bescheidenen Zweizimmerwohnung seines Hauses in der Justinus-Heinrich-Knecht-Straße, das seine Mutter ihm Mitte der achtziger Jahre vererbt hatte. Aus den zwei Fenstern des größeren, vorderen Raums schweifte der Blick südwärts über die Dächer der Häuser, die an der Nordseite des Marktplatzes stehen, blieb dann und wann an der Uhr von St. Phallus, der paritätisch genutzten Stadtpfarrkirche, hängen, wenn ich nach meinem Einkauf an meinem kinofreien Tag schnell auf einen Sprung bei ihm hereinsah, wir Verabredungen für den weiteren Abend trafen (wo man sich traf, mit wem), und ich danach zunächst mit dem Stadtbus, den Einkaufsbeutel auf einem Sitz neben mir geparkt, hinauf auf’s Hühnerfeld fuhr. Wir saßen also eines Abends in seiner Wohnung, er sah auf das Foto und lachte. Ich grinste mit. Er besah sich das Foto genau, lachte noch mehr, schüttelte den Kopf. „Ja, so war das damals, so ging man am 1. Mai durch Biberach“, sagte ich amüsiert. Ich nahm das Foto, das er mir, noch immer lachend, und er lachte stets eher in sich hinein als lauthals, zustreckte, wieder entgegen und sah selbst darauf. Es zeigte einige meiner Genossen der SDAJ-Gruppe, aus der Distanz so aufgenommen, daß der leere Marktplatz vor dem Brunnen (der dort unweit des Rathauses sein Wasser verplätschert), vor dem die Genossen standen, zu sehen war, ohne Autos und Passanten, denn am späten Vormittag des 1. Mai, des Kampftags der Arbeiterklasse, ist man in Biberach noch nicht unterwegs; die jungen Genossen hatten sich mit zwei roten Fahnen dort aufgebaut, in ihrer Mitte stand ich in meinem weißen Mantel mit der roten Nelke im Knopfloch, meine langen Haare wallten dunkel über die weißen Schultern. So war ich, so waren wir am 1. Mai 1975 zu der 1. Mai-Veranstaltung des DGB in der Aula des – wo könnte es anders stattgefunden haben? – Wieland-Gymnasiums gegangen. Aus reinem Pflichtgefühl nur? Um zu zeigen, daß es uns gab; wir waren auch da, in der Stadt! „Die Gewerkschaft“ war uns nie links genug; und das war sie ja auch eher weniger als mehr, von Einzelmitgliedern, die aber in der Gesamtheit aller nie auffielen, in Biberach sowieso nicht, abgesehen. Zu sozialreformerisch. Zu versöhnlerisch. 1973, 1974, 1975 gingen wir dort hin, allerdings nur 1975 mit Fahnen, um der lahmen Rederei im Hintergrund zu etwas Farbe zu verhelfen; bildeten wir uns ein. –
Ein anderer 1. Mai, elf Jahre später, steigt nun aus der Erinnerung empor. Am 26. April 1986 explodierte ein Reaktorblock des Kernkraftswerks in Tschernobyl in der westlichen Sowjetunion. Die radioaktive Strahlung trieb in Regenwolken und mit dem Wind nach Westen. Es war der erste große Atomunfall in Europa und in seinem Ausmaß und in seinen Folgen der bisher erste, entsprechend waren die Reaktionen und die Beschwichtigungsversuche der Oberen und Offiziellen. Kaputte Reaktoren rufen nun einmal bestimmte Reaktionen hervor; z.B. Krebs. Am 1. Mai 1986 regnete es in Biberach für einige Zeit. Zunächst hatte der Tag sonnig begonnen, dann regnete es, danach strahlte wieder die Sonne und vielleicht etwas Cäsium aus den beregneten Wiesen. Während des Regens ging ich, aus bewußten Gründen einen Schirm über mich haltend, den ich aber auch ohne zu befürchtenden Fallout mitgenommen hätte, am frühen Nachmittag zum Kino, um in den Vorführräumen meine Arbeit zu tun. Die Zuschauer kamen spärlich; war der 1. Mail ein schöner Tag, waren nie viele Kinobesucher gekommen. Die Vorstellungen begannen. Während die Filme liefen, wechselte ich Aushangfotos und -plakate aus, auch die in den mit zwei Schaukästen versehenen Doppeltüren der Garage, die im Hof ein Anbau des „Urania“-Kinos ist. Mit Stecknadeln befestigte ich ein Plakat und Fotos eines demnächst kommenden Films, als Craig Russell, der schwule Schauspieler und Entertainer, aus dem „Urania“-Kino heraustrat. Wegen seiner hochhackigen Stiefel war er gerade mal so groß wie ich. Am Vorabend hatte er, als zusätzliche künstlerische Darbietung zum Kinoeinsatz des Films „Outrageous“, in dem er die Hauptrolle spielte, oder spielt, wofern dieser Film noch irgendwo gespielt wird, einen Kabarettabend im Kino, vor der Filmvorstellung, gegeben. Ich hatte keine Zeit gehabt, mir das anzusehen, nur einmal, als ich den Gang zwischen dem „Urania“-Saal und dem „Stardust“-Kino zum hinter diesem kleinen Kino befindlichen Vorführraum gegangen war, gehört, wie Russell den Kinobesitzer in einer seiner – mäßig komischen, wie ich ahnte, und jemand sagte mir das dann auch so ein paar Tage danach – Nummern als „Adriana“ ansprach. Wie langweilig diese Travestiekünstler mir immer vorkamen! Ich hielt die Fotos an die Aushangfläche, stach die Nadeln durch sie in das weiche Material. Craig Russell sah zu und sagte: „What are you doing?“ Ich hatte schon bessere Anmachsätze gehört. „I’m working, Craig.“ Er wollte mich in ein Gespräch verwickeln, als er hörte, daß ich des Englischen kundig bin, ich hatte aber keinen Bock darauf. Er sprach von seiner Show, ich sagte ihm, daß ich sie nicht gesehen hätte. „Oh why not? It was funny, really.“ Wieder war ein Foto angebracht. „I had to work“, sagte ich. Der Typ ging mir auf die Nerven, er war nicht mein Fall, keine Chance, Alter, dachte ich. Ich steckte die Fotos an die rosafarbene Aushangfläche. Er wollte mir etwas schmeicheln. „You are a star, don’t you know it? It’s true!“ Konnte mir schon vorstellen, daß ich ihm gefiel. Ich blieb cool. „I know, Craig, I know this.“ Und das war nicht so dahingesagt, davon war ich ja seit jeher überzeugt. Schließlich gab er es auf und zog sich ins Foyer zurück. Nach einer Viertelstunde oder einer halben hockte er, ziemlich verloren wirkte er, auf einer der untersten Stufen der Treppe, auf der man zum „Sternchen“ gelangt, seine zwei weissen Pudelchen um sich, mit einem Blick, der nach innen ging. Ich wußte nicht warum, aber er tat mir leid. Ein paar Jahre danach las ich in einer Zeitung von ihm; er war gestorben; er hatte Aids gehabt. Seinen Film sah ich damals, als er wieder fort war.
- Der Tag begann sonnig, aber dann, ab Mittag, lösten sonnenhelle und trübe Phasen einander ab, und die trüberen waren in der Mehrzahl.
1.Mai 2002

30
Apr

30.4.2002

Als ich im Februar Tag für Tag ins Kreiskrankenhaus ging und die Tage, bis etwas siebzehn Uhr, dort mit den von mir zu verrichtenden Arbeiten, die ja nicht sehr anstrengend waren, verbrachte, schob zunächst noch Kruse diesen länglichen Wagen, auf dem wir die Säcke stapelten. Kruse war um zwei Jahre (?) älter als ich, aus irgendwelchen Gründen, die er mir einmal erklärte, die ich aber vergaß, leistete er erst jetzt seinen Dienst ab – hatte er nicht eine handwerklich-kunstgewerbliche Ausbildung zuvor gemacht? – und war, als ich dazukam, mit den Gepflogenheiten im Krankenhaus so vertraut, daß er längst, denn das Ende seiner Dienstzeit rückte näher, wußte, wann ein Päuschen die Arbeitszeit auflockern konnte, ein inoffizielles, neben Frühstücks- und Mittagspause (in letzterer ging ich über den Gigelberg nachhause), ohne daß Herr ...., der Hausmeister, uns dabei stören konnte, oder die Mutter Oberin, die höchste Vorgesetzte hier, uns zufällig in der dafür ausgewählten Ecke im Gebäudekomplex oder drum herum über den Weg lief; das kam höchstens auf einem der Gänge, auf einem der Stockwerke, vor; würdevoll, allein oder mit zwei Schwestern im Gefolge, schritt sie, die wir höflich grüßten, mit einem schwachen Lächeln huldvoll den entbotenen Gruß beantwortend, an uns vorüber. Kruse war sehr groß, sehr hager, sein längliches Gesicht, von langen Strähnen umflattert, wirkte trotz seines noch jugendlichen Alters nicht mehr frisch, von Falten gekennzeichnet; sein Gesicht hatte damals schon die Tendenz, seine Ausformung der eines Totenkopfes anzunähern, es war ausgemergelt. Er verfügte über einen coolen Humor, gab Sprüche zum besten, die nicht dämlich waren, er sprach langsam, eine Spur von Nachdenklichkeit war oft in dem, was er von sich gab, zu vernehmen, auch wenn das Gesagte fast nur Alltagsangelegenheiten meinte. Ich merkte aber schnell, daß der Lauf der Welt ihn nicht gleichgültig ließ. Er strahlte Ruhe und Gelassenheit, fast Bedächtigkeit aus, nur einmal erlebte ich ihn hektisch, im Verbrennungsraum, als... Ich kam gut mit ihm aus. In den selbst erlaubten Päuschen rauchten wir eine Zigarette, tranken vielleicht sogar mal ein Bierchen, dann sammelten wir wieder Säcke ein. Das war doch an den Vormittagen unsere hauptsächliche Arbeit. Aber was war in solchem Hilfshausmeisterdienst noch zu tun? Ich erinnere mich nur an das Einsammeln und Verbrennen der Müllsäcke und an das dann allmählich nervende „Fäega! Fäega!“, denn Handwerkliches vollbrachte ich doch nie, wäre auch gar nicht fähig dazu gewesen. Gebastel hatte mich nie begeistert. Die Säcke einzusammeln, von Gang zu Gang, von Station zu Station, bedurfte es mehrerer Fahrten mit dem Karren. War er voll beladen, die Säcke türmten sich, fuhren wir ihn – bald schob auch ich ihn, denn das mußte ich, jawohl, lernen, weil Kruses Tage als Zivi dahin schmolzen – zum Lastenaufzug, mit dem sanken wir in den Keller, dort luden wir im Verbrennungsraum die Last auf die Vorbühne, von der aus der große Ofen mit dem breiten Fütterungsmaul dasselbe mit dem Müllmaterial gestopft bekam. Dieser Ofen war unersättlich, brannte am Tag und in der Nacht, nachts auf kleinerer Stufe. Auch am Nachmittag wurde ihm noch Nahrung zugeführt. Die Ausdünstungen, die er beim Öffnen seines Lochs von sich gab, waren nicht eben gesundheitsfördernd. Ich hielt die Luft an, so gut ich konnte, zu Zeiten Kruses, als er das Befeuern, der Gewohnheit folgend, weiterhin besorgte, und danach, als Falk und ich uns damit abwechselten. Wir Zivi-Hiwis oder -Hihas wurden, trotz dieser Gefährdung unserer Gesundheit, glücklicherweise nicht zu einem unliebsamem Aufenthalt in einer der oberen Etagen gezwungen. Wenn ich an die gebrauchten Spritzen denke, die durch die Arbeitshandschuhe stachen, als ich die Säcke packte ... Vor Dienstantritt war ich gegen diverse Unbillen geimpft worden, aber dennoch war mir’s nicht geheuer, wenn das wieder einmal, obwohl auch ich durch Erfahrung klüger zu werden pflegte und vorsichtiger mit dem Müllzeug umging, passierte. Manche dieser Säcke hatten’s in sich. Nicht nur Spritzen. Mit Äther getränktes OP-Saal-Material. Keine Menschenteile, aber Watte, Mull, was so anfällt, wenn mal ein Teil ausfällt.
Kruse brachte mir bei, auf die Säcke aus den OPs und aus der Intensivstation – wir latschten dort mit unseren staubigen Arbeitsmänteln (jetzt trug ich selber so einen) hinein und hinaus, und nebenan hingen die Schwerstkranken an den Schläuchen..., aber wir mußten ja dort hinein, hätten wir’s nicht getan, mit Rücksicht auf Hygiene, hätten wir Schelte erhalten, und wir taten brav unseren Job – zu achten, sie wurden unten in ihre Extraecke gelegt und zum Schluß des Ofenfütterungsvorgangs verfeuert. Hei, wie’s platzte, wie’s pratzte, wie’s verpuffte und dumpf knallte – mit Stichflammen mitunter, die aus dem Ofenloch sprangen! Kruse warf einen „kritischen“ Sack hinein – machte einen Satz zurück, es zuschte, zischte, Feuer leckte nach ihm, ich stand an der Tür und beobachtete seine artistische Nummer durchaus interessiert. Ein Gestank nach Tod und Teufel verbreitete sich, ich öffnete rasch die Tür und verharrte für ein paar Sekunden davor, bis sich die ekelhaften Düfte wenigstens etwas verzogen, mit dem muffigen Kellergeruch vermischt hatten. Die Lüftungsanlage – gab’s überhaupt eine? – war in solchen Augenblicken hoffnungslos überbeansprucht. Eines Vormittags hatten Kruse und ich zu viele Äthersäcke auf die Vorbühne gelegt, um schneller fertig zu werden. Mein Zivildienst leistender Kollege warf einen von ihnen hinein. Es knallte, wie es zuvor nie geknallt hatte! Nun wirklich erschrocken, sprang Kruse zurück, die Flamme hätte ihn beinahe erwischt. Um nicht vergeblich herausgeschnellt zu sein, berührte sie einen der anderen Säcke (Funken müssen auf ihn gefallen sein), der begann sogleich zu schmelzen, seine Innereien boten dem unsichtbaren Feuer neue Nährstoffe, sehr schnell wurde es sehr sichtbar. Ein kleiner Brand entstand. Kruse trat in wildem Tanz um sich, ich rannte zu einer Putzkammer in der Nähe, in der ich einen Eimer wußte, füllte diesen an einem Hahn dort mit Wasser, rannte zurück, Kruse hustete, er schlug mit einem der Säcke, die keinen brennbaren Abfall enthielten – die wir uns für den Nachmittag aufgespart hatten – auf die brennenden auf der Vorbühne ein, die direkt neben ihm qualmten, ich hievte den Wassereimer hinauf, er schüttete ihn fluchend über dem brennenden, stinkenden Zeug aus, ich rannte, ich holte Wasser, kam zurück, er schüttete; das Feuerchen verzischte allmählich, Kruse warf die halb verkohlten Säcke in den Ofen, den heraus gequollenen Müll, die verkokelten Innereien klaubte er sehr schnell auf, warf alles hinterher, ich eilte noch einmal zum Wasserhahn, stellte den Eimer in eine Ecke, als Reserve. Kruse schlug die Ofentür zu, verriegelte sie, im Raum hing der stinkende Schwelgeruch, die Tür stand sperrangelweit offen, Kruse taumelte das Treppchen herunter, wir flüchteten uns in den Gang. Kruses Gesicht war rauchgeschwärzt. Ich riet ihm, nach oben zu gehen und sich untersuchen zu lassen, aber er winkte ab. Er wollte nicht, daß jemand etwas davon erfuhr. Unser Chef, der Hausmeister, hatte irgendwo zu tun. Schon war auch der Mittag gekommen; bevor Kruse nachhause ging, sagte er, er würde heute nicht mehr kommen, ihm sei schlecht, ich solle aufpassen, ob sich noch etwas tue, im Verbrennungskeller, und auf eine dumme Frage des Hausmeisters eine passende Antwort haben. Aber niemand fragte. Ich blieb über Mittag im Haus und kontrollierte ab und zu unauffällig diesen Todesraum. Einige der Äthersäcke waren übrig geblieben. Ich nahm sie von der Nähe des Feuerlochs, verstaute sie unten in einer Ecke. Vor Dienstschluß wagte ich es, die „normalen“ Säcke zu verbrennen. Der Ofen verhielt sich ruhig. Vom Brandgestank war erstaunlich rasch nichts mehr zu riechen. In diesem Teil des Kellers war er nicht allzu auffällig, weil häufig die Tür zum Verbrennungsraum offen stand. Weder Hausmeister noch sonst jemand kam herunter. Oben hatte man nichts bemerkt. Ich bin mir ziemlich sicher, daß niemand von den Oberen je davon erfuhr. Vor allem nicht die Schwester Oberin.
- Schönes Wetter, nicht so kühl. Um 16 Uhr vertrübte sich der Himmel, der Wind frischte auf.
30.4.2002

29
Apr

29.4.2002

Drei Jahre zuvor hatte ich am Ende des Aprils drei Monate meines Zivildienstes hinter mir und drei noch abzuleisten. Am 31. Januar 1973 hatte ich diesen Dienst am Allgemeinwohl im Biberacher Kreiskrankenhaus angetreten. Die Stelle hatte ich mir während des Winters über den Jahreswechsel von `72 auf `73 besorgt, weil es angenehmer war, als „Heimschläfer“ die Nächte im vertrauten eigenen Bettchen als irgendwo in einer kümmerlichen Unterkunft, in irgendeiner fremden Stadt, zu verschlafen, außerdem hatte ich darauf zu achten, nicht etwa, weil die Partei mich dazu aufgefordert hätte, sondern aus eigenem Interesse, daß die linke Bewegung in Biberach keinen Schaden nahm. Und das Bundesverwaltungsamt, zuständig für die Organisation des Zivildienstes, hatte auch etwas davon: für sie wurde meine Dienstzeit billiger.
Die Tage begannen nach den Monaten der Zwischenzeit, in der ich mich, gemütlich im Biberacher Tageslauf wieder eingebettet, um die Belange der Gruppe gekümmert, gelesen, Rezensionen geschrieben, im „Strauß“ und im „Rebstock“ gesessen hatte, wieder früher. Um sieben Uhr dreißig oder erst um acht Uhr? Ich war als Hilfshausmeister dem Krankenhaushausmeister unterstellt, einem zu kurz geratenen älteren Schwaben mit, wenn ich nun nichts Falsches von mir gebe, einer Glatze und nicht gar so fein geschnittenen Zügen im Antlitz, der in seinem grauen Meistermantel, der mich sofort an das Auftreten meines Erzeugers in den Hallen und Gängen von „Kaltenbach & Voigt“ am Bismarckring erinnerte, durch die Krankenhausgänge und -räume wuselte und der, wenn ihm gerade keine andere Arbeit für die beiden Zivis, denn wir waren zu zweit dort, die langhaarigen, einfiel, die Worte: „Fäega! Fäega!“ ausstieß, die bedeuteten, daß wir die Besen ergreifen und den mit Platten bedeckten kleinen Vorplatz vor dem damals noch, als der Neubauteil des Krankenhauses noch nicht gebaut worden war, an der Riedlingerstraße gelegenen Haupteingang, zu dem von der Straße – einen nicht sehr hohen Hang hinauf – ein Weg führte, ebenfalls plattenbedeckt, der ebenfalls mit „Fäega! Fäega!“ gemeint war, fegen sollten. Wir taten dem guten Mann sogar den Gefallen; meistens. Dann schwangen wir die Besen gemütlich hin und her, eine Betätigung an der frischen Luft, im Gegensatz zu der, die an manchen anderen Orten, drinnen im lang gestreckten Gebäude, miefte, zu schweigen von der, die im Verbrennungsraum waberte. In diesem Kellerraum wurden keine Leichen verbrannt (die lagen friedlich, aller Sorgen ledig in einem Nebenbau), sondern die blauen und roten Plastiksäcke voller Müll, der in einem Krankenhaus täglich so an- und in diese Säcke hineinfällt – Wattebäusche, Binden, leere Medikamentenschachteln, Taschentücher, Verbandsmaterialien, Pflaster, Gummihandschuhe, Spritzen u.v.m.. Die Ausbeute jeden Vormittag war beträchtlich. „Ein Jahr später schob ich schon seit zwei Monaten Tag für Tag einen länglichen Karren mit tiefer Ladefläche – “; dieser am 11.4. abgebrochene Anfang einer neuen Notiz hat sich auf den Zivildienst bezogen, und weil dieser unabgeschlossene Satz vor einigen Tagen einen Anfang hätte einleiten sollen, der im Zeitsprung zu einem anderen Punkt in meiner Zeit geführt hätte, beende ich mit ihm die heutige Aufzeichnung, ohne ihn in der Modifikation „Ende April 1973 schob ich schon seit drei Monaten Tag für Tag einen länglichen Karren mit tiefer Ladefläche“ zu vervollständigen, obwohl dieser Satz nun erzählerisch sinnvoll angefügt werden könnte, denn ich lese jetzt lieber in Ronald Haymans Proust-Biografie von 1990 weiter, auf Seite 514.
(Ronald Hayman, Marcel Proust, Die Geschichte seines Lebens, Suhrkamp taschenbuch 3311, Erste Auflage 2002, Suhrkamp Taschenbuch Verlag)
- Aprilwetter. Das Licht fiel wie in Morsezeichen auf Berlin, an – aus, ananan – aus, kurz – lang, usw., die zerrissenen Wolken waren die Blenden. Sehr windig, kühl.
29.4.2002

28
Apr

28.4.2002

Im April 1976 wohnte ich schon seit ein paar Wochen in der Karpfengasse 24 und die Stuttgarter Episode verblaßte allmählich, ich dachte kaum noch an sie zurück, doch ein wenig beschäftigte mich die zarte Frage, die wie ein schwaches Frühjahrsblümchen in mir zaghaft aufgeblüht war, aber nur in fahlen Farben, denen anzusehen war, daß dieses Pflänzchen zu wenig Saft bekam, um sich entwickeln und überleben zu können, ob ich nicht doch wieder das Studium fortsetzen sollte; aber welches? Die trockene Politikwissenschaft würde es gewiß nicht sein, zumal ich nicht mehr die Welt, sondern mich verändern wollte, und ein Studium in Stuttgart, in dieser honoratiorenschwäbelnden Halbmetropole, durchziehen? Auf keinen Fall. Die Biberacher „Szene“, die noch näher zu betrachten sein wird, zu der diese Wohngemeinschaft als ein Nukleus gehörte, ein typisches Produkt der Siebziger, hatte mich aber wieder integriert; und ganz ihr entfernt war ich während der Monate, die ich offiziell als Studierender zugebracht hatte, nie gewesen, dazu war ich an zu vielen Wochenenden in die Kleinstadt gefahren.
Ich hatte mich, recht betrachtet, nie von ihr gelöst, die Jahre davor hatten schon zu viel Verbundenheit hervorgerufen. Ich hatte an Biberach gelitten, an meiner im Wortsinn unbefriedigenden erotischen Situation, am Kleinstadtgeist, der mich umwehte, obwohl ich mich natürlich bemühte, ihm den Zugang zu meiner Gedankenwelt zu verwehren; aber man muß atmen, den Mund öffnen, die Ohren ebenso, so fand er, hin und wieder, doch Stunden, in denen er etwas von seinem Hauch unterbringen konnte. Im Sommer 1975 hatte ich in der Lindelestraße einmal in einer Sendung, deren Zielgruppe Jugendliche gewesen waren – in der „Musicbox“, die ich damals noch immer gehört hatte, war es nicht gesprochen worden –, einen Typ sagen hören: „In der Kleinstadt gehst du vor die Hunde“; der Funkbeitrag hatte über die sich in jenen Jahren langsam aber sicher sichtbar machenden ersten politischen Schwulengruppen berichtet. Nun, hatte ich gedacht, ganz so schlimm ist es bisher nicht gekommen. Meine sexuelle Frustration hatte ich seit geraumer Zeit schon mit Alkohol kompensiert; aber Alkohol war für mich nie nur ein Frusttröster gewesen, sondern immer auch die Droge, die ich zum Antörnen brauchte; zu brauchen geglaubt hatte. 1971 hatte ich, das war nach der Schulzeit gewesen, einmal, als ich schreiben wollte, nur einen Satz getippt: „Ich bin nur in alkoholisiertem Zustand kommunikationsfähig.“ Ich war nämlich oft, was anderen vielleicht während der Gymnasiumszeit gar nicht so aufgefallen war, ich aber wohl wußte, zu oft für mein Dafürhalten, gehemmt und zu schüchtern, zu „still“, wie es auch, in den Sechzigern, von Bekannten meiner Mutter gelegentlich geäußert worden war; „aber stille Wasser sind tief.“ Na, ich wollte etwas lebendiger sein, hatte seit dem 20. Lebensjahr zu Bier, Wein und, noch nicht sehr ausgiebig, Schnaps gegriffen, und ich war, so präpariert, auch lebhafter aufgetreten; in jenem stets ein klein wenig über dem Boden der harten Welt schwebenden Verhalten, das zur Leichtigkeit des Seins beitrug. Das Lästige meiner eher schwerblütigen Natur mußte ich stets um ein bißchen verringern, um über die Runden zu kommen. Und der Alkkonsum hatte immer mit den Versuchen, etwas auf’s Paper zu bekommen, zu tun; mit etwas Törnung unter der Schädeldecke schrieb es sich schneller, leichter; viele Jahre setzte ich Bier, Wein und Whiky, Gin, Wodka, Klaren, Tequila etcetera zu diesem Zweck ein, aber wie sich herausstellte, taugte höchstens ein kleiner Teil von dem, was ich unter solchem Einfluß verfaßte, etwas. Vor allem: es wurde kaum einmal etwas fertig, ausgeschrieben. Das jedoch hatte auch seine Ursache im Vergeblichkeitsdenken, das ich trotz aufmunternden Einsatzes diverser äthylalkoholischer Molekülverbindungen nicht aus dem Kopf bekam. Es war ja auch ein Muster: „der Dichter und der Alkohol“, das es zu erfüllen galt, und weil ich ja klar genug war, um zu erkennen, daß ich mich nur in diesem Klischee bewegte, ich, der bemüht war, ein originales Leben zu haben, dachte ich zu meiner Beruhigung, ich könnte dieser vorgegebenen Rolle, dieser abgewirtschafteten „Genie und Droge“-Nummer meine Persönlichkeit, von der ich sehr überzeugt war, oktroyieren, aufdaß nicht die Rolle mich, sondern ich die Rolle so beherrschte, daß sie sich vom Klischee zum natürlichen Persönlichkeitsaspekt verändern würde. Ich brauchte einige Zeit, lange Zeit, um das zu korrigieren. Als dann die Dosen eine bedenkliche Höhe erreicht hatten, als auf dem Papier fast gar nichts mehr stand, als ich auf das Zeichen wartete, das ich mir selber zu geben hatte und das ich mir in den Körper gab – nicht Ich, sondern das Unbewußte – und in einer Nacht mein Magen mit einer akuten Schleimhautentzündung diese Aufgabe der Signalgebung übernahm – da war Schluß mit Akohol und Nikotin. Den Entzug machte ich selber, innerhalb einer Woche, ohne Arzt und Klinik. Die brauchte ich nicht. Ich habe nie wieder Alkohol und Zigaretten angerührt.
Im April 1976 beschlossen einige Leute aus der „Szene“, die eine heterosexuelle war, in der ich mich bewegte, wie jeder Schwule sich in einer zwei-geschlechtlich organisierten Gesellschaft aufhalten muß, ob’s ihm gefällt oder nicht, einen Jazzclub zu gründen. Ich schrieb einen Satzungsentwurf. Eines Sonntags kam der Initiatorenkreis, Rolf Z., Markus M., Stefan K., Frank S., und ?, in meinem Zimmer in der Karpfengasse zusammen, dazu Frau Kr., die nicht nur die Stadtbücherei managte, sondern auch Kulturamtsleiterin war. Wir einigten uns über die Satzung, über das Vorgehen in der nächsten Zeit, über die Zusammenarbeit mit Institutionen der Stadt Biberach, auf einen Termin für die Gründungsversammlung, die am 24. April im Nebenzimmer der „Pflug“-Gastwirtschaft, die ein Grieche gepachtet hatte, vonstatten ging; dort, wo fünf Jahr zuvor – ohne Grieche – während einer der Vollversammlungen des Republikanischen Clubs die Einrichtung der Arbeitskreise beschlossen worden war. Ein bildhübscher Sechzehnjähriger mit langen dunklen Haaren saß unter den künftigen Mitgliedern des Jazzclubs. Unsere Blicke fanden sich, sofern er nach meinem gesucht hatte, was ich bezweifle; ich war zu dumm, diese Stunde und andere zu nutzen, ihn kennen zu lernen. Jahre später sah ich ihn eines Abends im “Storchen“, ich war überrascht und nicht mehr so zurückhaltend, wir plauderten eine Weile miteinander, er sah noch immer sehr gut aus, es stellte sich heraus, daß er in Berlin, in Kreuzberg, Hörspiele schrieb; wir tauschten Adressen, er ging, ich kippte einen großen Schnaps, um den Ärger über mich hinunterzuspülen. Die Adresse ging unter, nach Berlin fuhr ich nicht, gesehen habe ich ihn nie wieder.
Dies war der Artikel, den ich über diese Gründungsversammlung schrieb und der am 28. April 1976 in der lokalen Zeitung veröffentlicht wurde.


„Jazzclub gegründet
Das Interesse am Jazz soll geweckt werden
Biberach. Das Interesse war schon lange vorhanden, der Wille, etwas dafür zu tun, auch, und nach einigen Vorbesprechungen mit den Verantwortlichen der Volkshochschule und des Kulturamts fand nun am vergangenen Samstag die Gründungsversammlung des „Jazz-Club Biberach e.V.“ statt.
Laut Satzung möchte der Club das Interesse am Jazz wecken und fördern. Dazu sollen Jazz-Konzerte ansässiger und auswärtiger Musiker, Seminare über Entwicklung und Stilrichtungen des Jazz, Schallplattenabende und weitere Veranstaltungen, die die Förderung des Jazz betreffen, stattfinden. Der Jazz-Club hat sich auch die Aufgabe gestellt, zur Belebung der kulturellen Szene in Biberach beizutragen, wobei er von der VHS und vom Kulturamt mit weitgehender Unterstützung rechnen kann. Was die Mitglieder des Clubs nicht wollen: als "Jazzkenner“ unter sich bleiben. Vielmehr möchten sie gerade den etwas „elitären Anspruch“, der der Jazz-Musik gerne angehängt wird, abbauen. In den nächsten Wochen sollen geeignete Räumlichkeiten ausgebaut werden, wobei der Biberacher Jugendverein freundlicherweise seine Bereitschaft zur Unterstützung und Mitarbeit zugesagt hat.
Bei der Gründungsversammlung wurde ein sechsköpfiger Vorstand gewählt. Vorsitzender ist Rolf Zaicescu. Der Jazz-Club wird sein Programm halbjährlich vorlegen, um so zu einer effektiven Zusammenarbeit mit der VHS zu gelangen. Das Programm für das laufende Sommersemester steht teilweise fest: Am 8. Mail soll die “Rainer-Oliva-Group“ – die allerdings noch nicht fest zugesagt hat – kommen; am 28. Mail spielt die „Familie Draht“. Am 5., 6., 7. Juni findet in Zusammenarbeit mit der VHS ein Gitarrenseminar statt (zu dem man sich noch anmelden kann), und am 26. Juni soll „Powerplay“ auftreten.
Die nächste Mitgliederversammlung findet am 13. Juni statt. Mitglied kann man ab 14 Jahren werden. kd“


- Stürmisch, regnerisch, kühl.
28.4.2002

27
Apr

27.4.2002

Im Frühjahr oder Sommer 1974 klingelte es eines späten Vormittags bei uns in der Lindelestraße 2; ich sah aus dem Nordfenster meines Zimmers hinunter auf die Steintreppe, die zum Hauseingang, der steinern überbaut war (und ist), hinauf führte zur Tür, in die man eintrat, wenn man nach der Treppe sich nach rechts drehte oder im Hinaufgehen der wenigen hellgrauen Stufen, den Schlüssel schon in der Hand, fast unmerklich schräg auf die Tür zuhielt, so daß man nur die Füße ein wenig umstellen mußte, um, frontal vor der braunen Haustür dann, ohne daß einem diese Bewegungen bewußt geworden wären, weil sie so oft getan wurden, stehend den Schlüssel ins Schloß zu stecken. In den sechziger Jahren, als dieses Zimmer nicht bewohnt und die Abstellkammer gewesen war, hatte ich es dann betreten, und so war ich doch häufig hineingekommen, wenn bei uns geklingelt worden war und ich erst einmal hatte nachsehen wollen, wer da Einlaß begehrt hatte oder sich wenigstens hatte bemerkbar machen wollen, wie eben meine Freunde, Helmut vor allen anderen, aber auch die Besucherinnen und Besucher meiner Mutter, oder der Strommann war gekommen und hatte den Zähler ablesen wollen, oder der Postbote hatte ein Päckchen oder Paket gebracht, oder wer auch immer es gewesen sein mochte. Obwohl ich mir ja oft hatte denken können, daß H. vor der Tür gestanden hatte, war ich doch zunächst an dieses Fenster gegangen, um mich zu vergewissern und hatte erst dann den Weg die Innentreppe hinunter zur Haustür getan; entweder, um H. hereinzulassen, was gar nicht so oft vorgekommen war, oder, und dies war die Regel gewesen, die Wohnung zu verlassen, um mit ihm die paar Schritte um die Straßenecke zu seinem elterlichen Haus an der Probststraße zu gehen, wo wir uns entweder in der Wohnung aufgehalten oder im Garten mit Tischtennis oder etwas anderem uns den Nachmittag vertrieben hatten. Sofern ich nicht, und das war eigentlich am alltäglichsten gewesen, aus Gewohnheit und ohne Aufforderung hinüber gegangen war. An jenem Vormittag klingelte es, ich sah hinab, ich sah die Leiterin der Stadtbücherei, Frau Kr., dort stehen, ihr Gesicht, das sich dem Fenster entgegenreckte, denn um auf meine Frage von oben, „wer ist da?“, antworten zu können, allein um sehen zu können, wer da fragte, mußte sie dazu eine Stufe wieder hinabsteigen, und so, wie sie wie die meisten der Klingelnden, etwas verkrümmt, verdreht stehend stand, erkannte ich also die Büchereileiterin, die mit ihrer, ich drücke mich höflich aus, eindringlichen Stimme, die nicht jedermanns Ohr erfreute, sagte, daß sie mich sprechen wolle. Ich ging hinunter, öffnete die Tür, bat sie herein, aber sie wollte gar nicht mit hinauf in die Wohnung kommen, das, um was es gehe, weswegen sie gekommen sei, ließe sich ebenso gut auch sofort erledigen, kurz gesagt: ich solle ihr meinen Leserausweis abgeben, hier, auf der Treppe, auf deren unteren Stufen wir standen, die Zwischentür stand offen, denn wie ich schließlich wüßte, hätte ich die Mahngebühren, nach dreimaliger Aufforderung, nicht bezahlt, und so gehe es wirklich nicht, nun müsse sie den Ausweis zurückfordern. Ich war doch etwas überrascht, daß sie sich den Weg von der Innenstadt hinauf in die Lindelestraße gemacht hatte, nur um mir diesen Leserausweis abzuknöpfen. Ich entschuldigte mich, daß ich nicht bezahlt hatte, mit Worten, die für solche Zwischenfälle parat liegen, ging hinauf in mein Zimmer, während diese Büchereileiterin, die Haare auf den Zähnen haben konnte, wie ich, aus stiller Beobachtung auch in ihrer Bücherei, schon gewußt hatte, auf der Treppe ausharrte, bis ich zurückkam und ihr wortlos den so kostbaren Leserausweis, den weiterhin zu besitzen ich aber wirklich so etwas wie nicht würdig war, daß sie höchstpersönlich die Mühe hatte auf sich nehmen müssen, ihn mir kategorisch zu entreißen. Ich fand, als sie das Haus, „Auf Wiedersehen!“, verlassen hatte, die Szene irgendwie eigenartig; aber dann kam mir der Gedanke, daß sie es eigenartig gefunden haben mußte, daß ich so gar keine Anstalten gemacht hatte, meine Mahngebühren zu bezahlen oder in der Bücherei ein Wort nur darüber zu verlieren; daß ich die Sache mit unerklärlicher Gleichgültigkeit betrachtet hatte – gegen solch einen Büchereibenutzer halfen offenbar nur härtere Maßnahmen; der persönliche Einsatz. Ich war amüsiert.
- Dunkle Wolken jagten über die Stadt, vormittags und am Mittag, vom heftigen Wind weitergetrieben, sodaß immer wieder helles Sonnenlicht dazwischen fiel, bis der heutige Wolkenvorrat verbraucht war und bis zur Dämmerung freundliches Sonnenwetter blieb. Vormittags schaukelte der kräftige Wind die ausgebleichte Hängematte mit den rosa und grauen Streifen, die zwischen zwei der kleinen Bäume im Hinterhof gespannt ist, auf und nieder, beulte sie aus, strich sie wieder straff.
27.4.2002

26
Apr

26.4.2002

Der 18. November 1972 war ein kalter Herbstsamstag in Biberach. Vor der „Schranne“, jenem Fachwerkgebäude, das sich bis über die Hälfte der Länge der schmalen Schrannenstraße, die die Verbindung zwischen Marktplatz und Karpfengasse herstellt, entlang zieht, eines der größten und ältesten Häuser der Innenstadt, mit dicken Wänden und zwei Stockwerken unter dem steilen Dach, unter dem sich zwei weitere Stockwerke befinden, hatte die SDAJ-Gruppe ihren Infostand, einen Tapeziertisch, vermute ich aus der Distanz der zeitlichen Entfernung, aufgestellt, auf dem die verschiedenen Argumentations- und Propagandamaterialien über die DKP, die SDAJ, über die Sicht auf die gegebenen gesellschaftlichen Verhältnisse, fast alles in Broschüren-, Zeitschriften-, Zeitungsform, lagen und darauf warteten, an die im einsetzenden leichten Schneefall vom Markt, der jeden Samstag, auch in diesem Jahr 2002, auf der von Süden betrachtet rechten Hälfte des langen, bauchig-ellipsenförmigen Marktplatzes mit seinen Buden und Ständen vor allem die Stadtbevölkerung anlockte und -lockt, vorbei hastenden Passanten und Einkaufswütigen verteilt zu werden, sofern es mir, denn zu dieser Mittagsstunde stand ich für einige Zeit allein dort, wohin die anderen Genossen sich verkrümelt hatten, und ob überhaupt andere Genossen auch dort mit mir gestanden hatten, ist mir nicht mehr bekannt, gelang, eine dieser Mitbürgerinnen oder einen Mitbürger dazu zu veranlassen, den Schritt zu bremsen, innezuhalten und – und sei es nur aus Neugierde, warum der Spinner, also ich, da steht – in ein Dreisätzegespräch zu verwickeln, in dessen Verlauf ich diesem oberschwäbischen Menschen, der sich schon abfällig abwendete, eine UZ beispielsweise in die Hand drücken konnte, als ich, nach einer dieser erfolglosen Bemühungen – einige Exemplare des Flugblatts zur Wahl am nächsten Tag lagen schon um den Stand herum – einen großen Typ mit schulterlangen Haaren, eingehüllt in einen Parka, wohingegen ich einen halblangen ockerfarbenen Cordmantel um den Leib und eine russisch anmutende Ledermütze mit Kunstpelzrand, eines dieser kahnähnlichen Modelle, auf dem Kopf trug, in unbeirrt gerader Linie auf meinen politischen Stand zugehen sah und instinktiv wußte, daß dieser Typ dem Aufbau einer DKP-Ortsgruppe Biberach dienlich sein würde, was sich sogleich bestätigte, als er vor mir stehen blieb und brummte: „Hallo, ich war in Kassel in der DKP.“ So lernte ich Manfred Schmidt kennen.
- Mittags hellte sich’s ein bißchen auf, vor 18 Uhr ein dünnes Weißgrau über Berlin-Mitte, hinter dem da und dort die Bläue der Atmosphäre zu erahnen war. Abends Regen, ausgiebig.
26.4.2002

25
Apr

25.4.2002

In der Geschichte, und also auch in dieser Geschichte, die zur Geschichte wurde, weil sie ihren kleinen Teil dazutat, der benötigt wurde, damit Klios Streitwagen nicht vom besseren aller anderen Weg abirrte, tauchen immer wieder Figuren aus der Bedeutungslosigkeit, in der sie sich befanden, bevor die Muse sie mit einem herrischen Fingerwink an ihren stotternden Wagen befahl, auf, die mit Tun oder Nichttun, denn auch dieses ist ja eine sozusagen passive Handlung, wozu das bloße Danebenstehen auch zählt, mit ihrer bloßen Anwesenheit oder scheinbaren Anwesenheit gleichsam auf nicht- oder paraphysikalische Weise unsichtbar-ideenhaftes Schmieröl übertragen müssen, mit dem die ganze Chaise und Chose wieder weiterläuft, und die danach verschwinden und vergessen werden; und zwar zu Recht, wie die Nachfolgenden meinen, denn diese auch von Klio eigentlich ungeliebten Helferlein sind unansehnlich und werden am Schluß des Geschichtskapitels, und wenn sie wirklich Pech haben, auch in den folgenden nur als unappetitliche Erscheinung im zeitweiligen Gefolge der Göttlichen wahrgenommen. Brutus war wohl so einer.
Was aber diese 1972-Sache mit dem gescheiterten Mißtrauensvotum betrifft, so müssen wir uns hier nicht in allzu anstrengender Geschichtsmetaphysik und ihrer Mythologien ergehen; die Sache hatte eine handfestere Ursache; das Nichtstum, das Danebenstehen. (Mit was eigentlich lohnte Klio früher, in den Zeiten der Alten, solche Hilfsdienste? Aber vergessen wir nun das Ideenwesen, werden wir rational, um nicht zu sagen materialistisch.)
Im Juni 1973, Dr. Barzel war von seinen Parteifreunden schon geschasst worden, die Ostpolitik ging ihren Gang entlang, bis sie 1989 den Ausgang finden sollte, erklärte der CDU-Abgeordnete J. Steiner, ein unscheinbarer älterer Herr mit dicker Brille, er habe vom SPD-Fraktionsgeschäftsführer Wienand die für heutige Verhältnisse armselig anmutende Summe von DM 50 000 dafür erhalten, daß er sich am 27. April 1972 der Stimme enthielt. Was trieb den guten Mann dazu, sich zu outen? Er war ein unbedeutender Hinterbänkler gewesen, womöglich wollte er aus dem Schatten, den die vor ihm warfen, einmal wenigstens heraustreten?; aus dem Bundestag hatten ihn die Wähler schon hinausgeworfen. Wienand, Wehners, des Fraktionschefs, Helfer und Zuarbeiter, wanderte als zwielichtige Gestalt zwischen unklaren Fronten; sofort schoß die Opposition auf ihn, auf Wehner, den Ex-Kommunisten, auf Brandt. Der „Steiner/Wienand-Untersuchungsausschuß“ wurden einberufen, der tagte bis 27. März 1974, dem Tag seiner Auflösung, ohne Wahrheit von Wienand, Wehner, wem auch immer, Steiner sowieso nicht mehr, eigenartigerweise, erhalten zu haben. Ähnliches gab es ja auch zu Beginn dieses Jahrhunderts, bei Kohl, Co & Cie. Niemandem konnte nichts bewiesen werden. Wienand stand im Verdacht, unerklärte Kontakte zum Ministerium für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik zu unterhalten. Das war richtig, wie sich herausstellte, als diese Republik nicht mehr existierte und Einblick in gewisse Akten genommen wurde. Wienand, der im Sommer 1974 von seinem Amt zurückgetreten war und wenige Monate danach auch sein Abgeordnetenmandat niedergelegt hatte, war tatsächlich der Überbringer der fünfzig Riesen gewesen; er hatte sie von der Stasi in die Hand gedrückt bekommen, denn wie die deutschen Dinge damals so lagen, hatte die DDR-Regierung ein vitales Interesse daran gehabt, daß Brandts Ostpolitik, die ihr die Anerkennung als Staat und die Aufnahme in die Vereinten Nationen ermöglichen sollte, was dann auch geschehen war, fortgesetzt wurde. Dr. Barzel, der ja nicht dumm war, hatte damals schon gegiftet: „Brandt ist ein Kanzler von Stasis Gnaden.“ Erstaunlich war dann, daß sich das 1974 als nicht unbedingt ganz falsch herausgestellt hatte. Brandts Persönlicher Referent, Günter Guillaume, eingeweiht in alle Kanzlerangelegenheiten, war als Stasioffizier enttarnt worden. Man hatte danach gemunkelt, Wehner (der Mann mit der Sherlock Holmes-Pfeife), habe das seine dazu getan, um Brandt, den er nicht leiden konnte, die Kanzlerwürde zu nehmen und Schmidt (den mit dem Haarerlaß) zu krönen. Staatsaffäre, Rücktritt Brandt.
Von J. Steiner redete niemand mehr. Im Sommer 1974 sah ich ihn zufällig, als er vor mir in der Stadtbücherei, in Biberach, über den Teppichboden lief. Er wohnte nämlich in Biberach an der Riß, war von 1969 bis 1972 einer der beiden CDU-Abgeordneten des Wahlkreises Biberach gewesen. Dieser CDU-Demokrat hatte der deutschen Demokratie, zumindest der Deutschen Demokratischen R., mit seinem konstruktiv korrupten Abstimmungs- und Handaufhalten also, wahrscheinlich ohne es zu wissen und zu wollen, in nicht zu unterschätzender Weise einen Gefallen getan; das Rad der Geschichte an Klios Gefährt so gut geschmiert, daß die deutsche Politik in den Siebzigern ff. so lief, wie sie lief. Man sollte ab und zu an ihn denken; aber solche Leute mögen auch die Biberacher nicht. Wer enthielt sich `72 jener anderen Stimme? Es wurde nie publik, in der Bundesre-.
- Graue Watte über der Stadt.Vor 18 Uhr flog nur ein matter Sonnenschimmer darüber, der schnell flüchtete. Nicht kühl.
25.4.2002
Klaus-Dieter Diedrich (1951-2006): "Die Biberacher Zeit"

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Als Biberacher, der K.D. kannte und als bekennender...
Tadellöser - 20. Dez, 13:02

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