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Dez

2.12.2002

Aus der „Sternchen-Post“ Nr.143 vom 25.11.1983 entnehme ich das Filmprogramm der FTB Kutter, das für die erste Dezemberwoche galt:
„Under Fire“ von Roger Spottiswood gezeigt, im „Filmtheater“ lief der Disney-Klassiker „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, im „Stardust“ „Herkules“, in der „Sternchen“-Abendvorstellung um 20.15 Uhr „Ediths Tagebuch“ von Hans W. Geissendörfer nach einem Roman von Patricia Highsmith (am 2. Dezember in Anwesenheit des Regisseurs im „Urania“), in der 18.30 Uhr-Abendvorstellung und in der Spätvorstellung um 22.30 Uhr „Ach Egon!“ mit Heinz Erhardt. Am Samstag, 3.12., führte ich im „Urania“ ab 23 Uhr in der 10. Langen Kinonacht zunächst „MASH“ von Robert Altmann vor und nach der Pause, die gegen ein Uhr entstand, in der die Nachtfilmbesucher im Foyer Bier- und Limonadenflaschen leerten und rauchten (wurden nicht auch heiße Würstchen verkauft?), Ridley Scotts „Alien“ zum wiederholten Male, so wie auch Altmanns Film schon mehrere Aufführungen seit 1978, seit es das „Sternchen“ gab, gehabt hatte. Diese Filme zogen damals immer noch und wieder das zumeist junge Publikum in die Kinos. Die Kinowoche von Freitag, 2.12., bis Donnerstag, 8.12. 1983, lag in einer Periode meiner Vorführerzeit, in der ich ab nachmittags drei Vorstellungen im „Filmtheater“ absolvierte und anschließend noch im „Sternchen“ Dienst schob, im Kabuff während der Abspielzeit die „Zeit“ las oder die „Süddeutsche Zeitung“, denn den Nachtfilm, in dieser Woche war es der Erhardt-Film (eine kurzfristig aufgeflackerte Programmmode, wie ich im Berliner „Tip-Magazin“ sehen konnte, die auch in größeren Städten Zuschauer in die Cineastenkinos gehen ließ), hatte ich schon zwei- und dreimal angeguckt, und der Pointen müde verzog ich mich immer in den Vorführraum, in dem zu dieser Stunde die großen Bauer-Projektoren schwiegen und nur noch die „Phillips“-Maschine vor sich hinschnatterte und -ratterte, mit einem feineren, leiseren Geräusch als die großen Dinger. Ab und zu sah ich auf die Uhr; schließlich lief der Abspann des Films, ich stand neben dem Projektor und drückte den Knopf, der nach den letzten Titeln die Maschine abstellte. Alle drei oder vier Wochen, meistens einmal im Monat oder zu seinem Beginn, kam der Donnerstag – in späterer Zeit, als der Anfang der Kinowoche auf den Donnerstag vorgelegt wurde – , in dem, vor allem gegen Abend, die „Sternchen-Post“ vom Drucker angeliefert wurde; dann hieß es falten, falten, falten, und einposten ... Das taten die Kassiererin und die Platzanweiserin des „Filmtheaters“, mal diese Damen, mal jene, und ich und der Kinomann und oft auch seine junge Frau; standen zu viert oder fünft um einen Bistrotisch im Foyer herum und nahmen von den frisch gedruckten Exemplaren des vierseitigen Din-A-4-Programmblatts, falteten sie für die Briefumschläge zurecht, und zwei der Beteiligten kümmerten sich nur um das Einposten und Frankieren. Das dauerte eine halbe Stunde oder länger, die Kartons, in denen die versandfertigen Umschläge vom Kinobesitzer dann zur Post gefahren wurden, füllten sich; alles wurde in Eile erledigt, denn diese Post mußte noch am selben Abend in alle Himmelsrichtungen abgehen. Zwischendurch ging die Kassiererin ans Telefon und die Platzanweiserin in den Saal hinein, zur Kontrolle, ob dort alles in Ordnung sei oder sich jemand daneben benähme oder um die Lautstärke zu justieren, wenn der „Chef“ monierte, sie sei zu leise eingestellt. Er rügte das sehr oft. Ich konnte, ich mußte bei dieser kleinen Sträflingsarbeit mitfalten, weil ja die Filme automatisch durchliefen; diese Finger- und Handbewegungen spüre ich jetzt wieder, so muß ich den „Stabilo“-Stift aus den Fingern legen.
- Kein Sonnenstrahl drang durch die Wolkendecke.
2.12.2002
Klaus-Dieter Diedrich (1951-2006): "Die Biberacher Zeit"

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