21
Aug

21.8.2002

Als ich zwölf und dreizehn Jahre alt war, hielt ich mich oft in den Gärten der Familie K. auf. (Auch in früheren und späteren Jahren.) Hinter dem kleineren Haus der K. an der Gartenstraße, in dem in der Mitte der fünfziger Jahre ihr Lebensmittelgeschäft untergebracht war, erstreckt sich ein rechteckiger Garten, unmittelbar hinter dem Haus ein kultivierter Streifen, der von einem schief stehenden alten Zaun von einer Wiese abgeteilt war, in der hohe Obstbäume ihre Schatten warfen. Neben zwei großen Schuppen seitlich hinter einem unteren – denn das Gelände steigt dort, wie überall am Lindelehang, an – Rasenstück und ungefähr in der Mitte des gesamten Gartenbereichs befand sich ein alter Hühnerstall und die Produkte der Insassen aß auch ich zuhause. Noch vor meinem zehnten Lebensjahr bauten die Eltern meines Freundes Helmut ein großes Haus im oberen Teil ihres Besitzes an der Probststraße, dem auf der östlichen Seite ein Flachbau angegliedert wurde: der neue größere „Spar“-Lebensmittelladen. H. und ich fläzten ab und zu auf dem mit Teerpappe abgedichteten Holzdach des Hühnerstalls, rauchten heimlich erste Zigaretten und plauderten über die Schule oder unsere Freunde; oder kletterten im Astwerk der neben den Schuppen stehenden Bäume herum, errichteten auch einmal ein sehr provisorisches Bretterbaumhaus unter einem der Wipfel. Unter uns stolzierten, gackerten und kackten die Hühner, wenn wir zwischen den engen Brettern hockten und wahrscheinlich eine abenteuerliche Phantasie ausheckten. Eine Hecke trennte das große Gartengrundstück vom westlichen Nachbarn, den B.s; zwischen ihrem gepflegten Garten und dem der K.s, dem ein bäuerlicher Charakter zu eigen war, bot ein unbebautes Stück Garten (eher eine Wiese) allerlei Pflanzen und Blumen eine ungestörte Ausbreitungsfläche. Auf ihr entstand Mitte der siebziger Jahre das Haus der Lehrerfamilie W., das „Schneckenhaus“, wie es seiner ungewöhnlichen Architektur zufolge bald genannt wurde; eines der ungewöhnlichsten Gebäude der Region, dessen Ana-Malerei-Innengestaltung der Kunstmaler Heilig ausgeführt hatte; eine architektonische Besonderheit, die in den Architekturbüchern erschienen ist und zuweilen Fachpublikum in die Gartenstraße lockt.
- Sommer.
21.8.2002
Klaus-Dieter Diedrich (1951-2006): "Die Biberacher Zeit"

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Als Biberacher, der K.D. kannte und als bekennender...
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