14.7.2002
Heute habe ich mit Herbert telefoniert. Er wohnt seit kurzem, nach fünfundzwanzig Jahren in Wien, in Klosterneuburg im Haus der Eltern seiner Lebensgefährtin Elisabeth. Beide besuchten Biberach Ende der achtziger Jahre, und H. komponierte 1996 Musikstücke für den Film von Valérie und mir und kam für Film- und Tonaufnahmen, aber nicht nur für sie, im selben Jahr zum zweiten Mal nach seinem Wegzug Ende Dezember 1976 nach B.; auf einem schönen Flügel spielte er, obwohl er sich zunächst geweigert hatte, „die Finger sind nicht mehr so gelenkig“, stundenlang im Saal der Jugendmusikschule, auch Bruno-Frey-Schule genannt, in seinem alten Stil. D., der Redakteur der Zeitung, der hier schon in anderen Zusammenhängen vorgetreten ist, habe, wie wiederum Manfred mir berichtete, denn ich hatte im Kino meine Arbeit zu tun, fasziniert zugehört, nachdem er zwecks Berichterstattung über die Produktion unseres Film gekommen war. Er war der Kunstredakteur der Stadt. Aus fadenscheinigem Grund wurde er in diesem Frühjahr 2002 von heute auf morgen gechasst, nach zweiunddreißig Redakteursjahren gefeuert, „freigestellt“, wie es vornehmer heißt. Er kannte Herbert noch aus dessen Schriftsetzerarbeit hinten im Gebäude der Zeitung am Marktplatz; hatte er damals gewußt, daß ein vorzüglicher piano player ein Stockwerk unter ihm seine Artikel mit den winzigen Bleibuchstaben setzte? Auch die Tastatur der Setzmaschine war für Herbert, der dann so manchen Tipp- oder Rechtschreibfehler eines Redakteurs noch beiläufig verbesserte, eine Art Klaviatur. „Ich bin Ende Mai erst in das kleine Zimmer gezogen“, hat er in unserem Telefonat über die Karpfengasse 24 gesagt, „denn Elian war noch bis Herbst vierundsiebzig im großen.“ Das waren die beiden Zimmer, in denen ich dann wohnte. „Elian hat im Sommer vierundsiebzig noch zu einem großen chinesischen Essen eingeladen, zu dem ihre Eltern und die Eltern von Charles kamen, und Karin, den Nachnamen weiß ich nicht mehr, tauchte plötzlich splitternackt im Zimmer auf ...“ Er hat gelacht. Ich habe ihm den Nachnamen gesagt, den ich hier nicht einmal mit einer Initiale anführe, denn die etwa vierundzwanzigjährige K. war geistig nicht immer up to date. „Bei diesem Essen warst du auch dabei“, hat Herbert gesagt. „Daran kann ich mich nicht erinnern“, habe ich gesagt, „auch nicht an den Auftritt unserer Mitbewohnerin, war vermutlich zu besoffen.“
- Regnerisch trüb, feiner Regen schnürte herunter, dabei war es unangenehm feucht-warm.
14.7.2002
- Regnerisch trüb, feiner Regen schnürte herunter, dabei war es unangenehm feucht-warm.
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14.07.