29
Jun

29.6.2002

Um 6.15 Uhr aufgestanden, um 7.30 Uhr mit Schmidt, der mich bei den Dres. abgeholt hat, nach Mittelbiberach gefahren, wo Matthias Dahmen vor dem Schloß gewartet hat, um mit nach Wangen zu fahren. Zum Stadtteil Mittelberg, unterhalb des Hühnerfelds Richtung Osten in Biberach, weitergefahren, wo Hubert F. ins Auto gestiegen ist. Wir sind durch einen schön-sonnigen Morgen nach Wangen gefahren, wo wir um 8.45 Uhr angekommen sind. Wir sind als die ersten Forums-Teilnehmer in den großen Saal oben im Rathaus hineingegangen. Eine Frau, die zu den Wangener Organisatoren des Forums wohl gehört, hat mich mit der Bemerkung, ich habe doch in Rotis vorgelesen, begrüßt. Ich bin überrascht gewesen, daß ich ihr im Gedächtnis geblieben bin; ich habe mich dafür bei ihr bedankt. Die Lesungen haben dann begonnen. In der Mittagspause sind nur Hubert F., Matthias D. und ich – Schmidt ging während des späten Vormittags fotografieren – in eine Gaststätte im engen Wangener Stadtkern gegangen, wo ich diese Zeche – Matthias, den ich eingeladen habe, hat das „Försterschnitzel“ gegessen und die beiden Colas getrunken – gemacht habe:
[Kassenbon]
Ich habe den Betrag auf 35 Euro aufgerundet. Die Lesungen des Nachmittags haben nach 15 Uhr begonnen. Ich habe als der letzte der Lesenden vorgetragen; nicht übel, wie ich jetzt meine. Ich bin von allen, die sich zu Wort gemeldet haben, gelobt worden. Als alles beendet gewesen ist und ich mit F. und D. noch vor dem Rathaus gestanden bin, hat Armin Ayren mich auf Biberach angesprochen, wo er in den sechziger Jahren für keine lange Zeit Kulturreferent war; er machte keine guten Erfahrungen in Biberach, und hat über Biberach auch in zustimmender Äußerung zu meinen Texten gelästert, oben im Saal. Zwei andere Forumsteilnehmer haben mich danach auch angesprochen; man hat meine Texte gemocht. Wir sind durch einen langsamen Sonnenuntergangsabend, nach 19 Uhr, nach Biberach zurückgefahren. M. D. ist vor dem Haus seiner Familie in einem Mittelbiberacher Neubaugebiet ausgestiegen. Wir sind zunächst nach Warthausen weitergefahren, wo ich im Hausflur der Dres. S. drei kleine Kanister mit Chlor..., die wir von einem Bruder, ebenfalls Mediziner, von Sigrid S. auf dem Platz vor dem Rathaus, vor der dort aufgestellten flachen Tribüne (für Tanz und Tollerei?) entgegennahmen, abgestellt habe, dann ist Schmidt in die Emmingergasse am Weberberg von Biberach gefahren, wo er sein Auto der Marke Renault, kein großes Modell, geparkt hat und wir sind ausgestiegen. Er ist zu seiner Wohnung in der Weberberggasse 27 gegangen; Hubert F. und ich zum Café „Vienna“ am östlichen Ausgang des Markptplatzes, unterhalb des hohen Kirchturms; wir kennen schon die respektlose Bezeichnung, die er Ende der Sechziger erhielt. Ich habe Kaffee getrunken und Hubert – mittelgroß, stämmig, kugelförmiger Kopf, ergrauender Vollbart im runden Gesicht, hohe Stimme – hat sich noch ein Bier bestellt. In den späten neunziger Jahren veröffentlichte er Erzählungen in zwei Anthologien, in denen die besten Texte zum Wettbewerb um den „Buchpreis der schwulen Buchläden“ standen. In den Sechzigern und Siebzigern reiste er durch die Welt, lebte für einige Jahre in Australien. Er hatte dort viel Sex, wie er gerne gesagt hat, „überhaupt kein Problem da.“ Thomas G. ist, wie verabredet, dazugekommen. Nach einer Weile ist Hubert F. gegangen. Thomas hat über die Ungewißheiten in seinem Beruf geredet. Ich bin immer froh, daß ich mit einer „Berufswelt“ nichts mehr zu tun habe. Wir haben auch über anderes geredet. Ich habe schließlich gesagt, daß ich nicht mehr so lange, „nicht mehr so lange wie früher“, im Café sitzen bliebe; ich sei ziemlich erschöpft. Im hinteren Raumteil des „Vienna“ sind wir danach noch zwanzig Minuten gesessen und dann in die kühler wehende Nachtluft hinaus- und zu seinem Auto, das hinter dem Museum gestanden ist, gegangen. Er hat mich nach Warthausen chauffiert. Wir haben noch einige Minuten miteinander geredet; er ist abgefahren. Im Wohnraum habe ich mich für eine knappe halbe Stunde mit meinem freundlichen Gastgeber Eckhard S. unterhalten, bis ich hinauf ins Dachgeschoß gestiegen bin. Ich habe die Beleuchtung eingeschaltet, die, die über das Tischchen mit einer quadratischen hellen Platte genügend Licht wirft, auch die schalenförmige Stehlampe (die dünnmaschige Lampenschirmhalbkugel öffnet sich nach oben), habe ich etwas näher an’s Tischchen gestellt, ich sitze auf dem Ledersofa.
- Ein atmosphärenblauer Äther über Oberschwaben, da oder dort von feinen Zirrhusschleiern überzogen; auch Cumuli standen über manchen Gegenden wie Gemarkungssteine der Lüfte. Aber frisch die Luft, wegen eines dahin ziehenden Winds. Abends sehr „stimmungsvoller“ Übergang vom Sonnentag zur Dunkelheit.
29.6.2002
Klaus-Dieter Diedrich (1951-2006): "Die Biberacher Zeit"

Suche

 

Kürzlich kommentiert

Ein wichtiges Projekt!
Als Biberacher, der K.D. kannte und als bekennender...
Tadellöser - 20. Dez, 13:02

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Statistisches & Linksphäre

Linksphäre:
Wer linkt hierher?

Besucherzahl:

Besucher-Statistik

Credits

Status

Online seit 6710 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 20. Dez, 13:02

biographie
galerie
impressum und (c)
projekt-info
widmung
KD
prolog
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren