20.5.2002
An einem verregneten Herbstabend des Jahres 1973 stieg ich, vom Gastraum des „Strauß“, durch den ich erst von vorn bis hinten gegangen war, um zu überprüfen, wer in ihm saß, wobei ich auch einen raschen Blick ins Nebenzimmer geworfen und auch dort keinen von meinen Freunden entdeckt hatte, kommend, den Regenschirm, aus dessen schwarzen Falten Wasser über die Metallspitze auf den Flurboden hinter der Tür, die den Gastwirtschaftsraum vom Toilettenbereich trennte, tropfte, in einer Hand haltend, die Stufen der Treppe, die zum ersten Stockwerk führte, hinauf, um Falk zu besuchen, den ich in seinem Zimmer vermuten durfte, da er nicht unten im „Strauß“ saß. Eine Holzwand war in den düsteren Flur eingebaut worden, wann auch immer, die mit der Hauswand rechts des Hinaufsteigenden ein nicht sehr breites Treppenhaus formte. Ich schritt ein paar Meter in den oberen Gang hinein und klopfte an der Tür zu Falks Zimmer, hinter der ein Laut bedeutete, eintreten zu können, öffnete die Tür und betrat das raucherfüllte Zimmer. Falk und die Gräfin hockten dort, auch Gerd K. mit seiner Freundin, vielleicht auch noch eine andere Person. „Holla, holla!“, machte Falk mit einer scherzhaft veränderten Stimme und wiegte bedeutungsvoll-schelmisch den blond behaarten Kopf, „eben haben wir von dir gesprochen.“ Ich schloß die Tür, aus der einiges vom Zigarettenqualm entwichen war, in dem wohl auch illegale Substanzen träge durch’s gelbe Licht einer Hängelampe streiften, stützte mich ein bißchen auf meinen Schirm und wartete. „Was hältst du davon, wenn wir aus eurem Keller einen Club machen?“ Falk grinste mir entgegen. „Aha. Was für’n Club?“ In den nächsten zwanzig Minuten diskutierten wir die Idee, den Club Impuls zum Leben zu erwecken. Ich war nicht abgeneigt, sie zu unterstützen, „muß darüber mit der Gruppe reden“, sagte ich. Das war klar. Falk erklärte sich bereit, in den Mietvertrag für den „Freizeitraum“ einzusteigen. „Ich sehe mal, was sich machen läßt“, war meine abschließende Bemerkung dazu. Das Vorhaben gefiel mir, ich wußte aber, daß die SDAJ-Gruppe Vorbehalte haben würde. So kam es. Auf der Sitzung ein paar Tage danach wurde die Sache besprochen. Es kostete mich Überzeugungskraft, Falks Vorschlag durchzusetzen. Hauptargument war, daß sich unser Gruppenanteil an der Miete für das Gewölbe halbieren würde. Die demokratische Abstimmung ergab eine Mehrheit für den neuen Kellerstatus. Wenn ich nicht irre, war Schmidt dagegen; trotz guter Nachbarschaft mit Falk auf dem ersten Stockwerk des „Strauß“. Er fürchtete eine schleichende Übernahme durch den Club. (Schmidt teilte sich auf dem ersten Stockwerk des „Strauß“ ein Doppelzimmer mit Marko J., einem Jugoslawen, der oft mit an den Tischen unten saß; die Fenstergaube wies zur Consulentengasse. 1974 würde er in eines der kleineren Zimmer auf der anderen Flurseite übersiedeln.) In der Karpfengasse 24 – die noch keine WG war, und ich ahnte nicht, welche Bedeutung dieses Haus später für mich haben würde – holten wir, Falk hatte diesen Tipp bekommen, einige ausrangierte Sessel und Sofas ab, zahlten S., dem Hauseigentümer, fünfzig Mark und transportierten alles ins Gewölbe unter der Gaststättenruine. Plötzlich wurde der Raum fast gemütlich, was auch den Genossen gefiel. Falk und ich machten uns ein paar Gedanken zur Präsentation dieser neuen Errungenschaft für die Biberacher Szene. Der Club mußte ein Mitgliederclub sein und durfte nicht als gastronomischer Betrieb existieren, um Steuern, Auflagen, Bestimmungen zu umgehen. Ausgeschenkt wurde nur an eingetragene Mitglieder. Falk kümmerte sich beim Hauchler-Studio GmbH et cetera, wo er noch bekannt war, um Clubausweise. Sie wurden uns für lau, würde man heute sagen, gedruckt und sahen dennoch schick aus. Wir stellten ein Programm zusammen. Am winterlichen Eröffnungsabend saß Falk oben hinter der Tür, hinter einem Tischchen, auf dem eine Liste lag, in der sich jeder, der Einlaß begehrte, einzutragen und 5 DM als Mitgliedsbeitrag herauszurücken hatte. Ich stand unten hinter dem Tresen und unterzog die nacheinander herein tretenden jungen Leute einem prüfenden Blick; der allerdings galt nur denen, die ich nicht kannte, und die waren nicht so viele.
- Milder Sonnentag. Keine atmosphärischen Störungen.
20.5.2002
- Milder Sonnentag. Keine atmosphärischen Störungen.
20.5.2002
20.05.