12.5.2002
Im Frühjahr 1962 kam ich zu den Schützentrommlern. Schützentrommler und -pfeifer stellen seit unvordenklichen Zeiten, die ins vorletzte Jahrhundert zurückreichen, die erste Musikantengruppe und überhaupt die erste Gruppe der sehr langen Schützenfestumzüge, die sich an vier Tagen des Biberacher Schützenfestes durch die Gassen und Straßen und über den Marktplatz der Oberschwabenstadt winden. Das Schützenfest, das in der Regel am letzten Wochenende des Juni beginnt und am ersten Wochenende des Juli endet, aber auch schon etliche Male seit den siebziger Jahren auch erst am ersten Wochenende des Juli begann, ist der Höhepunkt des Jahres in Biberach, des Biberacher Jahrs, und weil gerade im Zusammemhang mit dem Schützenfest, dem Kinder- und Heimatfest, wie es die Überlieferung gern sieht, wobei es seit den Siebzigern doch, zumal unter der Jugend des Städtchens und des Umlands, in seiner Funktion als Sauf- und Fickfest seine eigentliche Bedeutung gefunden hat, der Terminus „Biberacher Jahr“ oft gebraucht wird – das Biberacher Jahr werde durch das Schützenfest oder Schütza, wie es im Dialekt heißt, in „vor de Schütza ond noch de Schütza“ geteilt –, deutet der Ausdruck „Biberacher Jahr“ unter Umständen an, daß die Biberacher Zeit von der anderer Städte womöglich doch etwas unterschieden ist. Was insofern zusätzliche Argumentationsunterstützung erhält, als diese neun Tage zu Beginn eines jeden Juli in der Mitte des Jahrs für jeden echten „Biber“ eine Ausnahmezeit sind, in der bestimmte Regeln des individuellen Verhaltens, die sonst recht genau beachtet werden, sofern heutzutage, und dieses „heutzutage“ dauert ja seit Jahrzehnten an, und eigentlich seit jeher, überhaupt nicht alles, auch die Einhaltung von Regeln, laxer geworden ist, zur Seite gerückt werden und der Mensch sich oft als Mensch zeigt; zu oft, wie man sich denken kann. Ich will nicht übertreiben, nicht überziehen, will festgestellt haben, daß Allzumenschliches überall geschieht, wo gefeiert und gefestet wird, und außerdem das Krasse und Mutwillige, in dem in aller Regel stets etwas Mutloses sich Luft verschafft, von einer den Juvenilitäten noch nicht entwachsenen Minderheitsfraktion der Biber-Population betrieben wird; wer allerdings einmal am zweiten oder dritten Juli vormittags in bestimmten Gäßchen der engen Innenstadt durch Glassplitter watet, der kann schon mal die Stirn runzeln, wenn er älter geworden ist; ich will damit nicht sagen, daß ich mich an solchen Enthemmungen in früheren Tagen beteiligt hätte, gebe aber zu, und gern, „in früheren Tagen“ der Biberacher Jahre auch manche Nacht des Schützenfestes durchgesoffen zu haben.
Als ich 1962 bei den Schützentrommlern aufgenommen wurde, was eine Ehre war, konnte ich auch von dieser Zukunft nichts ahnen. Vor der breiten Treppe auf dem Schulhof der Pflugschule umringten wir jemanden, der die Liste der Neuzugänge zusammenstellte. Ich glaube mich zu entsinnen, daß ein um ein paar Jahre älterer Jugendlicher, der in meiner Gegend auf dem Lindele wohnte, in der Alpenstraße, Helmut, Heinz-Wolfgang und mich vorgeschlagen hatte; wenn es dieser dickliche Junge gewesen war, dann hätte ich ihn auch noch wegen eines Verhaltens, das mir nicht gefiel, das er ein Jahr danach an den Tag legte und das eine Freundschaftskrise zwischen H. und mir heraufbeschwor, auf zwiespältige Weise in der Erinnerung. Dazu später. Es ging bei dieser Auflistung gar nicht sehr aufgeregt zu, schließlich standen meine beiden Freunde und ich auf diesem Papier. An einem anderen Tag wurden die Trommeln ausgegeben, samt Koppeln und Schlegel; wenn ich mir trauen darf, dann war das oben auf einem der weiträumigen Dachböden der Pflugschule, wo auch die Uniformen, und nicht nur die der Schützentrommler und -pfeifer, sondern auch die der anderen Trommler- und Trachtengruppen, mit Ausnahme wahrscheinlich der des Trommlercorps des – Wieland-Gymnasiums, lagerten und eines Abends, als die Festtage allmählich heraufzogen, ausgegeben wurden. Ich lernte Märsche trommeln.
- Heute etwas bedeckt, erst ab dem Nachmittag fiel das Sonnenlicht konti-nuierlich herunter und wärmte die zweite Tageshälfte und den Abend wieder auf.
12.5.2002
Als ich 1962 bei den Schützentrommlern aufgenommen wurde, was eine Ehre war, konnte ich auch von dieser Zukunft nichts ahnen. Vor der breiten Treppe auf dem Schulhof der Pflugschule umringten wir jemanden, der die Liste der Neuzugänge zusammenstellte. Ich glaube mich zu entsinnen, daß ein um ein paar Jahre älterer Jugendlicher, der in meiner Gegend auf dem Lindele wohnte, in der Alpenstraße, Helmut, Heinz-Wolfgang und mich vorgeschlagen hatte; wenn es dieser dickliche Junge gewesen war, dann hätte ich ihn auch noch wegen eines Verhaltens, das mir nicht gefiel, das er ein Jahr danach an den Tag legte und das eine Freundschaftskrise zwischen H. und mir heraufbeschwor, auf zwiespältige Weise in der Erinnerung. Dazu später. Es ging bei dieser Auflistung gar nicht sehr aufgeregt zu, schließlich standen meine beiden Freunde und ich auf diesem Papier. An einem anderen Tag wurden die Trommeln ausgegeben, samt Koppeln und Schlegel; wenn ich mir trauen darf, dann war das oben auf einem der weiträumigen Dachböden der Pflugschule, wo auch die Uniformen, und nicht nur die der Schützentrommler und -pfeifer, sondern auch die der anderen Trommler- und Trachtengruppen, mit Ausnahme wahrscheinlich der des Trommlercorps des – Wieland-Gymnasiums, lagerten und eines Abends, als die Festtage allmählich heraufzogen, ausgegeben wurden. Ich lernte Märsche trommeln.
- Heute etwas bedeckt, erst ab dem Nachmittag fiel das Sonnenlicht konti-nuierlich herunter und wärmte die zweite Tageshälfte und den Abend wieder auf.
12.5.2002
12.05.