12
Mrz

12.3.2002

Die Nichtsympathie für J. nahm zu, als er mir Ende September 1969 nicht erlaubte, dem Samstagsunterricht ausnahmsweise einmal fernbleiben zu dürfen; ich hatte noch brav gefragt. Ich wollte zu einem Treffen von Science Fiction-Fans, zu einem „Con“, nach Saarbrücken fahren, der an jenem Samstag schon am Nachmittag begann. (Bis zum Ende meiner Schuljahre hatten wir uns auch an den Sonnabenden, trotz Unterrichts auch an einem Nachmittag in der Woche, hinter die Schulbänke zu quetschen und wäre das bei den Schülern von heute so, gäbe es keine schlechten Ergebnisse bei PISA-Studien.) J. konnte meinen Erklärungen, daß es sich in dieser Angelegenheit ja um die Pflege meiner literarischen Interessen handele, nicht folgen, was mich an einem Betriebswirtschaftler nicht verwunderte, er erlaubte es nicht, meinte, ich hätte anwesend zu sein, andernfalls wäre ein Gespräch „mit Ihrer Frau Mutter“ nicht auszuschließen. Ich brachte diesen Vormittag hinter mich und fuhr dann nach Saarbrücken, wo mich A. Stuby, Initiator und von 1980 bis 1991 Leiter des Saarbrücker „Max Ophüls Preis“-Filmfestivals und immer noch Leiter des Filmhauses, mit seinem flotten Alfa Romeo-Sportwagen abholte und zur Tagungsstätte fuhr. Dort lernte ich von den Anwesenden ein paar Leute kennen, mit denen ich auch später noch zu tun hatte, so war H. Pukallus dort anwesend, der mir nur Tage später aus Düsseldorf „Info-Material“ des Verbands der Kriegsdienstverweigerer zukommen ließ. Im Kino, das in späterer Zeit Abspielstätte für die Filme des Saarbrücker Festivals wurde, sahen wir am Sonntag „Fellinis Satyricon“ an; über diesen Film schrieb ich meine erste Filmrezension, die in der SFT erschien. Am Montagmorgen war natürlich Schule; die Bahnverbindung am späteren Sonntagabend nicht mehr die beste, so wurde in der „Bierakademie“ beratschlagt, wie ich zur richtigen Stunde in Biberach sein konnte. Ein Student aus Stuttgart, ebenfalls Teilnehmer des Cons, nahm mich in seinem VW-Käfer mit. Wir fuhren durch die Nacht nach Stuttgart und dort zuerst zum Hauptbahnhof, um die Abfahrtszeit des ersten Zuges nach Ulm zu erkunden. Die drei Stunden, die ich noch warten mußte, verbrachten wir, etwas einsilbig uns etwas erzählend, bei Kaffee, den der freundliche Student, ich behielt seinen Namen nicht im Gedächtnis, uns kochte, in seiner kleinen Wohnung, bis er mich zum Bahnhof fuhr. Ich war, übernächtigt, aber pünktlich, 7.30 Uhr in der Schule.
- Ein eher trüber Tag, den hin und wieder etwas Sonnenlicht heller auffrischte.
12.3.2002
Klaus-Dieter Diedrich (1951-2006): "Die Biberacher Zeit"

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