21.2.2002
Heute wäre meine Mutter achtzig Jahre alt geworden. Sie starb am 15. Dezember 1983.Was alles geschah zwischen diesen beiden Tagen? Ich habe in den Jahren nach ihrem Tod immer mehr festgestellt, daß meine Kenntnisse von ihrem Leben da und dort lückenhaft sind; geht das anderen Söhnen, Kindern, auch so? Ich weiß, vieles, und wenn nicht vieles, dann manches aus unseren Innenwelten verschweigen wir voreinander, aber das innere Leben, die guten wie die schlechten Zustände, in die man hineingerät – und manchmal lange oder nie wieder heraus – , äußern sich schließlich auch ohne Worte. Mit Worten wären manche dieser Bedrängungen, ihre und meine, bestimmt weniger schwieriger gewesen und geworden, einige hätten sich auflösen können, und manchmal war das ja auch so. Es gibt Situationen und Lebensphasen, in denen Rücksichtnahme gar nicht so gut ist, die Probleme vielleicht sogar erst verstärkt, wenn nicht hervorruft. Ich würde das aber auch nicht grundsätzlich und überall vertreten wollen.
Meine Mutter war oft leidend, ich kannte sie nie anders, wobei ihr Leiden, mal stärker ausgeprägt, dann für einige Zeiten, wenn ihr Lebensmut sich gestärkt hatte, im Hintergrund ihrer Persönlichkeit schlummernd, in den psychisch-seelischen Dimensionen hauste, die, wie jeder weiß, irgendwann sich körperlich äußern. „Endogene Depression“, lautete irgendwann in den siebziger Jahren die Diagnose; Bluthochdruck, Krebs, Zucker waren die somatischen Befunde. Als junge Frau hatte sie, nach der Flucht aus Schlesien, während des Aufenthalts in Sachsen einen Schädelbasisbruch erlitten; den Kopf am Kopfteil des hölzernen Bettgestells aufgeschlagen, als sie sich, übermütig, denn ich weiß, daß sie als Mädchen und auch später lebensfroh sein konnte, nachlässig auf dieses Bett hatte fallen lassen. Für ihre depressiven Zustände war diese schwere Kopfverletzung aber wohl nicht verantwortlich. Veranlagung? Eher das. Das und die Enttäuschungen, die das Leben für jeden reichlich auspackt. Der eine steckt sie in seinen Gemütshaushalt besser weg als die andere.
- Vormittags grau und kalt; kalt blieb es auch; sehr feine, winzige Schneeflocken schweben, kaum zu sehen waren sie, herunter. Am frühen Nachmittag ein Schneegestöber mit großen Flocken, die aber nicht blieben, ab der Mitte des Nachmittags sehr schöner Sonnenschein, der langsam unter die Dächer sank.
21.2.2002
Meine Mutter war oft leidend, ich kannte sie nie anders, wobei ihr Leiden, mal stärker ausgeprägt, dann für einige Zeiten, wenn ihr Lebensmut sich gestärkt hatte, im Hintergrund ihrer Persönlichkeit schlummernd, in den psychisch-seelischen Dimensionen hauste, die, wie jeder weiß, irgendwann sich körperlich äußern. „Endogene Depression“, lautete irgendwann in den siebziger Jahren die Diagnose; Bluthochdruck, Krebs, Zucker waren die somatischen Befunde. Als junge Frau hatte sie, nach der Flucht aus Schlesien, während des Aufenthalts in Sachsen einen Schädelbasisbruch erlitten; den Kopf am Kopfteil des hölzernen Bettgestells aufgeschlagen, als sie sich, übermütig, denn ich weiß, daß sie als Mädchen und auch später lebensfroh sein konnte, nachlässig auf dieses Bett hatte fallen lassen. Für ihre depressiven Zustände war diese schwere Kopfverletzung aber wohl nicht verantwortlich. Veranlagung? Eher das. Das und die Enttäuschungen, die das Leben für jeden reichlich auspackt. Der eine steckt sie in seinen Gemütshaushalt besser weg als die andere.
- Vormittags grau und kalt; kalt blieb es auch; sehr feine, winzige Schneeflocken schweben, kaum zu sehen waren sie, herunter. Am frühen Nachmittag ein Schneegestöber mit großen Flocken, die aber nicht blieben, ab der Mitte des Nachmittags sehr schöner Sonnenschein, der langsam unter die Dächer sank.
21.2.2002
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