27.1.2002
Die erste Begegnung mit „utopischen Romanen“ hatte ich schon als Zehn-jähriger gehabt, 1961, als mein Halbbruder Hartmut D. mir den Roman „Gast im Weltraum“ von Stanislaw Lem schenkte, bevor er – die Mauer durch Berlin stand bereits – nach Potsdam zurückkehrte. Er hatte für einige Zeit in Biberach bei unserem Vater in dessen Haus gewohnt und bei „Kaltenbach & Voigt“ in Biberach und Leutkirch gearbeitet; gelegentlich hatte er Ärger mit unserem Erzeuger, denn er war lebenslustig und ein „Halbstarker“ und daran litt wohl, wenn auch nicht allzu häufig, die Arbeit in Biberach und Leutkirch. Nach einem Motorradunfall hatte er sich die halblangen Haare – das war vor der Beatles-Ära – silbern färben lassen, es wirkte fast wie weiß, man bedauerte ihn, denn für diese plötzliche Änderung der Haarfarbe gab es für die Leute, wie ich hörte, nur eine Erklärung: der Schock durch den Unfall ...
Diesen Roman von Lem und zwei andere, sowjetische, „Zukunftsromane“, die er vermutlich von einem Aufenthalt in der DDR, von einem Besuch bei seiner Mutter in Potsdam nach Biberach mitgenommen hatte, drückte er mir als Abschiedsgeschenk in die Hand und verschwand für lange Zeit hinter dem „Eisernen Vorhang“, bis dieser sich hob. Ich las ein Weniges, legte das Buch aber immer wieder zur Seite, erst 1964 schmökerte ich darin längere Passagen. Im Oktober 1975 drückte ich Stanislaw Lem, in meiner Eigenschaft als Redakteur der „Science Fiction Times“, die er las, vor einer Koje auf der Frankfurter Buchmesse die Hand. Eigenartigerweise verlor ich in den Wochen danach mein Interesse an der Science Fiction, was mir erst später auffiel, und diese Begegnung markierte, noch seltsamer, auch das Ende meiner linksradikalen Aktivitäten, denn zwei Wochen danach ließ ich Studium und politische Gruppen und SF hinter mir und kehrte nach Biberach in die Kleinstadtbohème zurück. Dennoch begann ein neuer Lebensabschnitt. Dieser Zusammenhang erscheint mir keineswegs zu konstruiert, denn das Lesen von „utopischen Romanen“, von „Zukunftsromanen“, von Science Fiction, führte am Ende der sechziger Jahre auf geradem Weg zu den Marx‘schen Schriften, zum Blochschen Utopismus (wenn zu dem auch erst Anfang der Siebziger) und zur DKP; war doch Horst P., der 1971 zur Agitation nach Biberach kam, ebenfalls Science-Fiction-Leser und -Autor und Mitglied der „Science Fiction Times“-Redaktion. (Übrigens ist er nun seit Jahrzehnten einer der bekanntesten deutschen Übersetzer und Schriftsteller dieser manchmal unterschätzten Literatursparte.)
- Um 10.30 Uhr schnelljagende, sehr dünne Faserwolken, das Blau der Atmosphäre nicht zu hell, nicht zu dunkel; in der Mittagsstunde legte sich eine graue Schicht unter das Blau, blaue Flecken in den Lücken des Grauen. Bis weit in den Vormittag hinein hatte es geregnet, dann den ganzen Tag und Abend nicht mehr.
27.1.2002
Diesen Roman von Lem und zwei andere, sowjetische, „Zukunftsromane“, die er vermutlich von einem Aufenthalt in der DDR, von einem Besuch bei seiner Mutter in Potsdam nach Biberach mitgenommen hatte, drückte er mir als Abschiedsgeschenk in die Hand und verschwand für lange Zeit hinter dem „Eisernen Vorhang“, bis dieser sich hob. Ich las ein Weniges, legte das Buch aber immer wieder zur Seite, erst 1964 schmökerte ich darin längere Passagen. Im Oktober 1975 drückte ich Stanislaw Lem, in meiner Eigenschaft als Redakteur der „Science Fiction Times“, die er las, vor einer Koje auf der Frankfurter Buchmesse die Hand. Eigenartigerweise verlor ich in den Wochen danach mein Interesse an der Science Fiction, was mir erst später auffiel, und diese Begegnung markierte, noch seltsamer, auch das Ende meiner linksradikalen Aktivitäten, denn zwei Wochen danach ließ ich Studium und politische Gruppen und SF hinter mir und kehrte nach Biberach in die Kleinstadtbohème zurück. Dennoch begann ein neuer Lebensabschnitt. Dieser Zusammenhang erscheint mir keineswegs zu konstruiert, denn das Lesen von „utopischen Romanen“, von „Zukunftsromanen“, von Science Fiction, führte am Ende der sechziger Jahre auf geradem Weg zu den Marx‘schen Schriften, zum Blochschen Utopismus (wenn zu dem auch erst Anfang der Siebziger) und zur DKP; war doch Horst P., der 1971 zur Agitation nach Biberach kam, ebenfalls Science-Fiction-Leser und -Autor und Mitglied der „Science Fiction Times“-Redaktion. (Übrigens ist er nun seit Jahrzehnten einer der bekanntesten deutschen Übersetzer und Schriftsteller dieser manchmal unterschätzten Literatursparte.)
- Um 10.30 Uhr schnelljagende, sehr dünne Faserwolken, das Blau der Atmosphäre nicht zu hell, nicht zu dunkel; in der Mittagsstunde legte sich eine graue Schicht unter das Blau, blaue Flecken in den Lücken des Grauen. Bis weit in den Vormittag hinein hatte es geregnet, dann den ganzen Tag und Abend nicht mehr.
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27.01.